Heisse Duelle vor der Startlinie. Positionskämpfe unter Spinnaker. Wimpernschlagfinale. Viel Spaß und Spannung. Und das Ganze bei strahlendem Sonnenschein, bestem Segelwind und mit einer engagierten Crew. So lässt sich die Pott-Regatta 2014 für Sail as a Team zusammenfassen.
Die Pott-Regatta
Die Pott-Regatta wird schon seit Jahren immer im September von der SSGW – Sportschiffergilde Westfalen e.V. organisiert. Ursprünglich ins Leben gerufen als Bochumer Stadtmeisterschaft (daher der Name „Pott“) hat sich die Pott-Regatta zu einer beliebten offenen Regatta für seegehende Yachten auf dem IJsselmeer entwickelt. Bis vor ein paar Jahren wurde die Pott ausschließlich als Yardstick-Regatta gesegelt. Seit einiger Zeit wird neben Yardstick nun auch unter dem sportlich anspruchsvolleren ORC-Rating gesegelt. In beiden Fällen handelt es sich um bootsspezifische Handicaps. Dadurch wird ermöglicht, dass verschiedene Yachten mit unterschiedlichem Geschwindigkeitspotenzial gegeneinander segeln können. Die gesegelten Zeiten werden mit dem Handicap verrechnet und dadurch vergleichbar.
Trotz des gestiegenen sportlichen Anspruchs hat sich die Pott-Regatta ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Man segelt hart aber fair – und nimmt nicht immer alles bierernst. Spätestens auf der Abschlussparty ist der Konkurrenzkampf passé und man feiert gemeinsam, häufig bis in den frühen Morgen.
Unser Schiff, eine Winner 10.10
Die Winner 10.10 ist eine sportliche Segelyacht mit Platz für maximal sechs Personen. Unsere Winner 10.10, die Right Now!, ist mit einem Spinnaker ausgerüstet. Außerdem gibt es als Zubehör einen Satz Laminatsegel, mit denen das Boot noch schneller segelt. Ein richtig heißes Teil also. Verchartert wird die Right Now! von Flevo Yachtcharter, einem holländischen Vercharterer mit Sitz in der Flevo Marina/Lelystad am IJsselmeer.
Mit der Winner 10.10 segeln wir in der ORC 2 Gruppe. Dieses Jahr sind in dieser Gruppe insgesamt 6 Yachten gemeldet. Die anderen 5 Yachten sind gut ausgestattete Eigneryachten mit schnellen Segeln und eingespielten Crews. Wir sind gespannt, ob wir da mithalten können.
Die Sail as a Team Crew
Wir segeln die Winner 10.10 in diesem Jahr zu fünft. Mit an Bord sind Kerstin (Vorschiffsfrau), Claudia (Spitrimmerin), Thomas (Pitman und Genuatrimmer), Axel (Taktiker und Großschottrimmer) und meine Wenigkeit, Olaf (Steuermann und Skipper). Eigentlich wären wir zu sechst gewesen, aber mein langjähriger Segelkumpan Detlef musste leider sehr kurzfristig absagen. So sind wir dieses Jahr also leicht unterbesetzt – was die teilweise komplexen Spinnakermanöver noch etwas spannender macht. Aber dafür haben wir ja das Training vor der Regatta.
Training und Regatta
Wir übernehmen die Yacht am Montag vor der Regatta und beginnen am Dienstag mit dem Training. Die Konditionen sind optimal. Wenig Welle. Wind zwischen 3 und 4 Beaufort. Nur die Sonne hält sich noch etwas bedeckt.
Nach dem obligatorischen MOB-Training setzen wir die Segel und machen uns mit der Yacht vertraut. Die Winner 10.10 segelt sehr agil und lässt sich gut steuern. Bereits am ersten Trainingstag haben wir mehrfach den Spinnaker oben. Auch Mittwoch und Donnerstag verbringen wir mit ausgiebigen Trainingseinheiten – teilweise bis hart an die Leistungsgrenze. Wie immer im Training passiert auch so ziemlich jeder Fehler irgendwann einmal. Besonders die Spinnakerhalsen haben es in sich, denn das große bunte Segel neigt dazu, sich während der Halse um das Vorstag zu wickeln. Kerstin und Thomas haben auf dem Vorschiff alle Hände voll zu tun – und schlagen sich prächtig!
Am Donnerstagabend laufen wir in den Hafen von Enkhuizen ein. Vor Enkhuizen beginnt am Freitagmittag die Regatta. Deshalb sind viele der teilnehmenden Yachten am Vorabend schon hier. Wir genießen das schöne Wetter (die Sonne ist nun da) und die netten Backsteinhäuschen der alten Hansestadt.
Freitag gegen 1000 Uhr ist allgemeine Aufbruchstimmung. Das Regattafeld läuft aus und trifft sich etwa zwei Seemeilen vor Enkhuizen am Startschiff. Noch ist etwas Zeit, was die eine oder andere Crew nutzt, um schnell nochmal den Spinnaker auszupacken oder den optimalen Kurs zum Wind zu testen. Um kurz vor zwölf steigt die Spannung. Die erste Gruppe (ORC 1) startet um Punkt 1200 Uhr. Deren Startsignal ist gleichzeitig das Ankündigungssignal für unsere Gruppe (ORC 2).
Um exakt 1205 Uhr ertönt unser Startzeichen. Wir haben uns von der Steuerbordseite aus an das Startschiff herangetastet und wollen eng am Startschiff starten. Aber eine andere Yacht, die Idefix, will das verhindern und versucht, uns (mit lautem „Raum!“-Gebrüll) noch vor dem Startschiff über die Startlinie hinaus zu luven. Wir ziehen zurück und reihen uns direkt hinter Idefix ein. Direkt nach dem Startschiff wenden wir und segeln auf die rechte Bahnseite. Dort sind wir alleine, haben freien Wind und kommen gut voran. Nach der ersten Umrundung der Luvtonne segeln wir einen traumhaften Spigang nach Lee mit einer perfekten Spinnakerhalse. Besser als jede im Training!
Es folgt eine weitere Kreuz nach Luv und ein weiterer Downwindschlag unter Spi. Wieder eine tolle Halse. Auf den letzten Metern zur Ziellinie profitieren wir davon, dass sich unsere Konkurrenten Mon Amie und Idefix gegenseitig beharken. Wir sind der lachende Dritte, luven Idefix noch etwas hoch (jetzt sind wir es, die laut brüllen dürfen) und gehen als drittes Schiff in unserer Gruppe über die Ziellinie.
Die zweite Wettfahrt verläuft für uns ähnlich – aber die anderen segeln besser. Nur die Hunt, das Schiff mit dem größten Geschwindigkeitspotenzial in unserer Gruppe, macht irgendwo kleine Fehler. Das können wir ausnutzen und gehen vor ihr als vierte Yacht durchs Ziel.
Ein toller erster Regattatag. Wir können mit den anderen mithalten – auch wenn wir sicher nicht erster werden. Aber das Feld ist sehr eng zusammen. Nach berechneter Zeit haben wir in beiden Wettfahrten jeweils den fünften Platz erzielt.
Videokommentar zur ersten Wettfahrt |
Videokommentar zur zweiten Wettfahrt |
Am Abend des ersten Wettkampftages gibt es traditionell das Bier auf der Pier. Das Regattafeld versammelt sich im alten Hafen von Enkhuizen. Man steht in der Sonne. Erzählt sich die Tageserlebnisse. Und hat Spaß.
Am Samstag steht wie immer als erstes die Langstrecke an. Die Langstrecke führt uns von Enkhuizen in Richtung Südosten bis vor die Ketelbrücke (etwa 15 Seemeilen). Auf dem Weg dahin müssen (nach der ersten Wendemarke in Luv) zwei Schifffahrtstonnen gerundet werden.
Das Feld versammelt sich um kurz vor 1000 Uhr am Startschiff. Man ist unschlüssig. Der Wind weht aus nordöstlicher Richtung. Reicht das noch, um unter Spinnaker nach Südosten zu segeln. Oder ist der Kurs für dieses Segel schon zu hoch am Wind? Wir entscheiden uns gegen den Spinnaker. Aber zuerst müssen wir den Start bewältigen. Unsere Gruppe geht in einem engen Pulk gemeinsam über die Linie. So eng, dass man fast auf die anderen Schiffe übersteigen könnte. Puls? 180!!! Aber alles geht gut. Auf der Kreuz nach Luv zur ersten Wendemarke hängen uns die anderen (bis auf die vergleichsweise langsame Panic) ein wenig ab. Aber alles ist noch in unmittelbarer Reichweite. Die Right Now! läuft bei halbem Wind wie geschmiert. Wir holen auf und überholen. Erst Thinchen. Dann Mon Amie. Irgendwann liegt Idefix fast querab. Und die Hunt ist nur knapp vor uns (aber eigentlich zu weit in Lee, um die Tonne noch zu kriegen.
Hunt und Idefix merken, dass sie zurückfallen und setzen als erste den Spinnaker. Zuerst scheint das noch nichts zu bringen. Doch dann dreht der Wind minimal zurück in Richtung Norden. Jetzt reicht es für den Kurs zur Tonne. Thinchen (hinter uns) zieht nach und auch Mon Amie macht den Spinnaker klar. Jetzt bleibt auch uns nichts anderes mehr übrig. Aber wir haben schon eine halbe Minute verloren – und das reicht für die anderen aus, unter Spi knapp wieder an uns vorbei zu ziehen.
Mit der Mon Amie duellieren wir uns bis zur nächsten Wendemarke und von dort noch weiter bis über die Ziellinie. Am Ende liegt sie nur wenige Sekunden vor uns. Zwei Bootslängen nach 15 Seemeilen! Was für ein Fight! Ein Wimpernschlag trennt uns vom vierten Platz.
Um 1400 Uhr wird die letzte Wettfahrt gestartet. Dieses Mal gewinnen wir den Start. Wir sind als erster über der Linie – nur die Hunt ist noch früher dran und wird als Frühstarter zurückgeholt. Die erste Kreuz nach Luv läuft noch ganz gut, aber dann ist plötzlich der Wurm drin. Wir wenden zu früh auf die Luvtonne zu und müssen wieder zurückwenden. Dann bekommen wir plötzlich Probleme mit den Spinnakerhalsen. An der Leetonne kommt der Spi nicht glatt runter und bremst uns im Wasser. Irgendwann ist der Wind weg – und das Regattafeld auch. Etwas frustriert gehen wir als letzte Yacht in unserer Gruppe durchs Ziel. Aber – eine der vier Wettfahrten kann man ja streichen … Jedenfalls zeigt sich, dass auch kleine Fehler in dieser engen Gruppe sehr schnell dazu führen, den Anschluss zu verlieren. Unterm Strich zählen die drei fünften Plätze der ersten Wettfahrten für uns. Das Resultat ist zwar in der Gesamtwertung Platz sechs, aber wir können auf unsere Leistung in diesem guten Feld stolz sein.
Videokommentar zur dritten Wettfahrt |
Videokommentar zur vierten Wettfahrt |
Die Stimmung kommt ohnehin schnell zurück an Bord. Wir laufen in den Ketelhaven ein, machen fest, gönnen uns die wohlverdiente Dusche und sind klar zur Party!! Wann haben wir eigentlich das Licht ausgemacht?
Lust auf Regattasegeln bekommen?
Es sind noch Plätze frei! Wir segeln im Mai auf einer schnellen Yacht beim NRW-Cup mit. Im Sommer steht die Cowes Week an. Und im September 2015 sind wir bei der Pott-Regatta wieder am Start.
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