Wie ist das, wenn man im Ölzeug und mit aufgeblasener Rettungsweste vom Wasser aus in eine Rettungsinsel einsteigen muss? Und wie verhält man sich, wenn der Hubschrauber die Rettungsschlinge herunter gelassen hat? Fragen, deren Antwort beim ISAF Sicherheitstraining in Düsseldorf hautnah vermittelt wurden.
Bei einem ganztätigen Workshop im Benrather Hallenbad in Düsseldorf, veranstaltet von der Segelkameradschaft Unterbacher See (SKU), wurden viele Aspekte rund um das Thema Sicherheit auf See besprochen – und auch in die Tat umgesetzt. Zunächst einmal wurden viele Dinge in der Theorie behandelt, unter anderem
- Sicherheitseinrichtungen auf einer Yacht,
- Törnplanung und Sicherheitsaspekte, die dabei zu berücksichtigen sind,
- Seenotsignalmittel,
- Rettungsmittel,
- Verhalten im Notfall und viele weitere Dinge rund um das Thema Sicherheit auf See.
Am Nachmittag haben uns die Geschwister Lenz von Lenz Rega-Port eine Rettungsinsel und verschiedene Hilfsmittel, wie z.B. Seenotsignalbojen mit AIS oder COSPAS/SARSAT, vorgeführt.
Eine Rettungsinsel für 4 Personen
Dann ging es ins Schwimmbad. Ein bißchen seltsam, ein Hallenbad mit Ölzeug zu betreten. Von Lenz Rega-Port wurden Rettungswesten verteilt. Dann kam der große Moment: Die Rettungsinsel wurde ins Wasser geworfen und ausgelöst. Wichtig: Die Insel öffnet sich nicht von selbst. Man muss an einer Leine den Auslösemechanismus betätigen. Eigentlich klar, aber im Notfall muss man eben auch noch daran denken. Ich war erstaunt, wie schnell sich die Rettungsinsel aufbläst. Ich schätze, das hat keine 10 Sekunden gedauert.
Mit Ölzeug im Schwimmbad
Die Insel wird ins Wasser geworfen. (Quelle: SKU)
In Gruppen zu sechs Personen wurden wir dann ins Becken geschickt. Reinspringen! Abwarten! Pschhhhhhht! Die Rettungsweste hat sich aufgeblasen. Und schnürt einem fast die Kehle ab, weil sie nach oben rutscht. Deshalb ist es wichtig, einen Schrittgurt zu benutzen. Der hält die Rettungsweste dort, wo sie sein soll. Außerdem muss die Rettungsweste möglichst eng am Körper anliegen.
Die Bewegungsfreiheit mit Rettungsweste ist ziemlich eingeschränkt.
Nach ein paar unbeholfenen Schwimmübungen ist Klettern angesagt. Im wahrsten Sinne des Wortes mit Hängen und Würgen zieht man sich in die Rettungsinsel. An die Situation, das bei Seegang und starkem Wind auf offener See machen zu müssen, will man gar nicht denken. In der Insel steht das Wasser kniehoch. Denn jeder, der einsteigt, bringt literweise Wasser mit. Und eng ist es. Mit sechs Personen kann man sich kaum rühren. Auch das ist Absicht. Je weniger Platz in der Insel ist, desto sicherer schwimmt sie. Und außerdem kühlt man im Falle eines Falles nicht so schnell aus. Aber gemütlich geht anders – ganz klar!
Mit Hängen und Würgen in die Rettungsinsel
Was lernt man daraus: Die Rettungsinsel ist die allerletzte Notlösung. Sie kommt erst zum Einsatz, wenn das Schiff sinkt oder abbrennt. Und wenn es irgendwie möglich ist, sollte die Rettungsinsel vom Schiff aus bestiegen werden. Dann kommt weniger Wasser hinein und man ist auch selbst nicht so nass.
Nach den Inselübungen ist die nächste Station das 3-Meter-Brett. Hier ist ein Seilzug angebracht, an dessen Ende eine Rettungsschlinge hängt. Man schwimmt drauf zu, schlüpft durch die Schlinge und legt die Arme an. Mit den vereinten Kräften einiger anderer Teilnehmer wird man so aus dem Wasser in die Höhe gezogen. Ganz wichtig hier: Die Arme über der Schlinge nach unten und eng am Körper lassen. Und in dieser Stellung verharren, bis einen die Rettungsmannschaft in den Hubschrauber gezogen hat. Es sind schon Menschen vor der Luke des Hubschraubers abgestürzt, weil sie versucht haben, sich selbst in den Heli zu ziehen. Hier bei unserem Sicherheitstraining wird man natürlich nirgendwo hineingezogen. Denn leider hatte die SKU für diesen Termin keinen Hubschrauber organisieren können 🙂
Die Schlinge, die Leben rettet.
An der letzten Station testen wir, im Wasser schwimmend eine Rettungsleine zu greifen und um unseren Körper herum einen Palstek zu legen, um ans Ufer gezogen zu werden. Ein Palstek ist ein Knoten, dessen Schlinge sich nicht zuzieht. Diese Übung kennen die meisten schon von ihrer ersten Segelprüfung. Dort übt man das schon – allerdings im Trockenen.
Pudelnass, etwas erschöpft, aber mit reichlich neuem Wissen und Erfahrungen geht dieser spannende Tag für mich zu Ende. Die SKU hat das wirklich toll organisiert. Im Mai folgt der zweite Teil des Sicherheitstrainings. Hier geht es um Brandschutz und Brandbekämpfung. Die Kombination beider Teile wird von der ISAF, der International Sailing Federation, als Sicherheitszertifikat anerkannt.
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