Am 14. Mai 2015 ist Christi Himmelfahrt. Traditionell beginnt an diesem Tag der NRW CUP auf dem IJsselmeer. Wieder sind wir mit einer ambitionierten Crew am Start. Unser Schiff: Eine Beneteau First 36.7 mit Spinnaker. Und wir erleben eine spannende Woche mit vielen Spimanövern, einem kapitalen Sonnenschuss, Sonnenschein und Regen, Wind von 2 bis 6 Bft. Action pur beim NRW CUP 2015 mit Sail as a Team!
Die Sail as a Team Crew beim NRW CUP 2015
Der NRW CUP
Der NRW CUP wird vom gleichnamigen Verein jedes Jahr in der Woche um Christi Himmelfahrt auf dem IJsselmeer ausgetragen. Viele Segler aus dem näheren und weiteren Umfeld des IJsselmeeres werden angesprochen. Entsprechend unterschiedlich sind die Yachten, die daran teilnehmen. Die Yachten müssen aber innerhalb einer Wettfahrt vergleichbar sein. Deshalb wird aufgrund des theoretischen Geschwindigkeitspotenzials der Yacht ein Handicap berechnet. Dafür gibt es verschiedene Systematiken. Beim NRW CUP wird je nach Yacht eines von zwei Vermessungssystemen angewendet. Das ORC-Rating (genau genommen ORC Club Rating) oder das Yardsticksystem.
Für das ORC-Rating ist ein Messbrief erforderlich. In diesen Messbrief gehen viele Eckdaten der Yacht ein. Aus denen werden nach definierten Formeln Rennwerte für verschiedene Windbedingungen und Wettfahrtbedingungen ermittelt.
Unsere Yacht, eine Benetau First 37.7 mit Spinnaker, ist nach ORC vermessen. Ihr GPH-Wert beträgt laut Messbrief 636,4. Je kleiner dieser Wert ist, desto größer ist das Geschwindigkeitspotenzial. Unser Wert bringt uns damit in die Gruppe mit den schnellsten Yachten beim NRW CUP.
Regatta-Training
Am Montagnachmittag vor der Regatta treffen wir uns in der Deko Marina Lelystad und übernehmen das Schiff. Die „Sergent Garcia“ ist schon ein paar Jahre alt (Baujahr 2008). Und sie hat – wenn man der Logge glauben möchte – schon weit über 30.000 Seemeilen hinter sich. Das ist trotz des Alters eine ganze Menge. Altersentsprechend hat der Rumpf schon ein paar kleine (reparierte) Macken. Aber der Zustand ist trotzdem ganz ordentlich.
Die Übergabe verläuft reibungslos. Die Kojen werden verteilt, Vorräte und persönliche Ausrüstung werden verstaut. Wir sind zu acht. Damit sind alle Kojen in Kabinen und Salon belegt. Viel Platz für Überschüssiges ist also nicht vorhanden.
Am Dienstag und Mittwoch steht Training auf unserem Programm.
Bevor es damit richtig losgeht, noch ein paar Trockenübungen im Hafen. Spibaum aufbauen! Spibaum abbauen! Thomas und Kerstin turnen auf dem Vorschiff. Verena zieht die Leinen im Cockpit. Dann laufen wir aus. Traumwetter und Wind zwischen 12 und 18 Knoten. Beste Bedingungen, um sich mit dem Schiff vertraut zu machen. Wir verbringen den ganzen Dienstag auf dem Wasser. Wenden. Halsen. Spinnaker setzen. Spinnaker bergen. Die Spinnakerhalse sparen wir uns für Mittwoch auf.
Apropos Spinnaker: Unser Exemplar in stylischem Lila hatte offenbar auch schon einige Jahre auf dem Buckel. An einigen Stellen war der Spi schon geflickt. Das Tuch war ziemlich porös. Schon im Training hatten wir erste Risse im Material – ohne dass wir besonders rabiat mit dem bunten Segel umgegangen wären. Also ab damit zum Segelmacher in der Flevo Marina, der uns den Spinnaker schnell und einigermaßen kostengünstig wieder repariert.
Abgesehen von diesem kurzen Intermezzo am Mittwoch lief es super. Wir fahren erfolgreich mehrere Spinnakerhalsen. Das Boot läuft trotz alter Draconsegel ganz ordentlich. Und wir haben viel Spaß an Bord. Die Regatta kann also kommen!
Die Wettfahrten
Fünf mal „Up and Down“
Der Donnerstag beginnt ganz entspannt. Am späten Vormittag gibt das Regattabüro die Teilnahmeunterlagen und Startnummern aus. Wir bekommen die Startnummer 12. Die erste Wettfahrt steht am frühen Nachmittag auf dem Programm.
Wie immer ist die Spannung spürbar, wenn die vielen Boote in der Vorstartphase um das Startschiff kreisen. Unsere Gruppe (ORC I/II) startet heute als vierte Gruppe (nach den Yardstick-Gruppen und ORC III/IV). Wir können uns die Starts der anderen ansehen. Dann sind wir an der Reihe. Unsere Position zur Startlinie ist nicht ganz optimal. Die Isobar, eine First 40.7, möchte uns über die Startlinie luven. Das gelingt ihr zwar nicht, aber wir müssen hinter ihr abfallen und verlieren etwas Zeit. Dann sind wir im Rennen und auf dem Weg zur ersten Runde um die Luvtonne.
Schnell wird deutlich, dass wir mit unserem betagten Schiff und den alten Segeln nicht die Pace der anderen fünf Boote in unserer Gruppe mithalten können. Aber das war uns klar und wir geben unser Bestes. Wir segeln drei Runden und kommen mit einem Abstand von ein paar Minuten nach den anderen ins Ziel.
Den Start der zweiten Wettfahrt bekommen wir deutlich besser hin. Auch insgesamt läuft die zweite Wettfahrt ganz gut für uns. Die Manöver klappen einwandfrei. Und zum Schluss können wir sogar an der Isobar vorbeiziehen – weil sie einen Fehler gemacht hat und irgendetwas über Bord gegangen ist. Mit einem Grinsen im Gesicht geht es zurück in die Flevo Marina.
Am Freitag stehen drei Wettfahrten an. Der erste Start beginnt bereits um 10:00 Uhr. Also heisst es, zeitig aufstehen! Kein Problem für uns. Aber offenbar für andere: In der Gruppe ORC III/IV schafft es ein Teilnehmer nur ganz knapp und unter Einsatz des Motors rechtzeitig zur Startlinie. Wer das war, wird hier nicht verraten. Aber den Ruf als „Motorsegler“ haben die Jungs und Mädels nun natürlich weg. 🙂
Unser erster Start geht in die Hose. Der Steuermann verschätzt sich im Abstand zur Linie. Und in Lee der anderen können wir auch nicht richtig Fahrt aufnehmen. Also dümpeln wir hinterher. In der Wettfahrt läuft es danach eigentlich ganz passabel. Aber vor der zweiten Runde um die Leetonne werden wir von einem Boot aus einer anderen Gruppe unter Spinnaker hochgeluvt. Wir müssen abdrehen und wenden, um wieder zur Tonne zurück zu kommen.
Dafür geben wir bei der zweiten Wettfahrt an diesem Tag wirklich alles. Die Crew zählt die Sekunden zum Start herunter. Wir nehmen Fahrt auf und gehen fast auf die Sekunde genau als erste mit vollem Speed über die Linie. Komisch nur, dass die anderen noch nicht starten … Des Rätsels Lösung: Wir sind eine Minute zu früh dran. Gut, dass wir auch über uns selbst lachen können 🙂 Wir fahren wieder hinter die Startlinie zurück und sind trotzdem fast pünktlich zum Start an der Linie.
So bringen wir also auch die zweite und die dritte Wettfahrt am Freitag hinter uns. Immer hinter den anderen. Aber von Wettfahrt zu Wettfahrt näher dran. Wir werden besser. Und das freut uns natürlich.
Die Langstrecke
Samstag dann die Königsetappe: Eine Langstrecke mit ca. 35 Meilen Länge. Und es ist richtig Wind angesagt.
Wir starten etwas schlafmützig (der Skipper ist wohl noch nicht ganz wach), sind aber bei der Luvtonne eng bei den anderen dran. Von dort aus geht es auf einen langen Spinnakerschlag bis vor die Ketelbrücke. Wir versuchen, unter Spinnaker mit Wind von Steuerbord an der Flevozentrale vorbeizuwischen … aber es reicht leider (knapp) nicht. Also doch Halsen. Der Wind nimmt zu. Am Start waren es noch knappe 4 Bft. Jetzt geht es schon satt auf 5 Bft zu. Aber die Halse geht gut. Wir segeln an der Flevozentrale vorbei und mit weiter auffrischendem Wind den anderen hinterher.
Auf der Höhe von Unterhoek halsen wir zurück. Kerstin und Thomas geben auf dem Vorschiff alles, um den Baum umzusetzen. Es klappt. „Rund Achtern!“ Das Großfall klemmt! Eine Sekunde später liegen wir platt auf dem Wasser. Ein richtiger Knock Down! Das Wasser steht im Cockpit. Aber alle sind noch an Bord. Also sämtliche Schoten los. Die First richtet sich wieder auf. Der Spinnaker wird ins Cockpit gezogen. Leider hat er nun einen Riss vom Hals bis zum Kopf und ist nicht mehr einsatzfähig.
Wir tragen es mit Fassung und segeln ohne Spi weiter. Bei dem Wind sind wir immer noch schnell. Anstelle der Halsen fahren wir bis zur Ketelbrücke Q-Wenden. Ist zwar langsamer, aber sicherer. Vor der Ketelbrücke legen wir das zweite Reff ein. So geht es nun Amwind wieder raus aufs IJsselmeer. Ein holperiger Ritt mit viel Speed und einer ganz passablen Höhe am Wind.
Am Ende laufen wir mit knapp 22 Minuten Abstand zu den Vorgängern durchs Ziel. Kein schlechtes Ergebnis nach 4,5 Stunden Wettfahrt, ohne Spi und mit gerefften Segeln.
On-Board-Video
On-Board-Aufnahmen mit der GoPro (Auch von Axel, Danke dafür!).
Nach der Regatta …
… folgt natürlich wie immer die Abschlussparty. Wir sitzen noch lange zusammen. Ein lustiger Abend. Wir sind mit unserer Leistung nicht unzufrieden. Und – das Wichtigste – wir hatten extrem viel Spaß!
Den Sonntag nutzen wir, um ein paar Boje-Über-Bord-Manöver zu fahren. Wieder herrliches Segeln bei Sonnenschein und frischem Wind. Am frühen Nachmittag geben wir das Schiff dann wieder zurück. Noch ein Kaffee und ein Appelgebakk mit Slag – dann trennen sich unsere Wege. Bis zur nächsten Regatta!!!
Lust auf Regattasegeln bekommen?
Es sind noch Plätze frei! Wir segeln auch nächstes Jahr im Mai auf einer schnellen Yacht beim NRW CUP mit. Und schon im September 2015 sind wir bei der Pott-Regatta wieder am Start.
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